Iryna Dmytrivna P. – Freitagsbrief Nr. 177

Rivne, Ukraine

Meine sehr geehrten Freunde, Gottfried Eberle und Sybille Suchan-Floss,

es schreibt Ihnen Pavlyk, Iryna Dmytrivna aus der ukrainischen Stadt Rivne. 49 Jahre lang habe ich als Krankenschwester in Onkologie, Chirurgie und Intensivmedizin gearbeitet. Ich danke Ihnen herzlichst dafür, dass Sie an uns denken und uns unterstützen. Damit meine ich Medikamente, die ich sehr benötige, denn ich bin ja schon älter und eben nicht gesund.

In meiner Kindheit habe ich zusammen mit meinen Eltern in der Stadt Rivne, Westukraine gelebt. Während des Krieges bin ich ebenfalls zusammen mit meinen Eltern nach Deutschland abtransportiert worden. Von dieser Zeit habe ich wenig behalten, denn ich war Kind. Ich kann mich aber an die Stadt Oderberg erinnern und ich besitze auch Bilder davon. Ich erinnere mich an die lange Baracke mit einem dunklen Flur, in dem wir untergebracht waren. Ich erinnere mich an den Durst, den ich hatte, man brachte mir aber nur schwarzen Kaffee. Ich weiß noch, dass mein Vater in einem Werk gearbeitet hatte. Während der einen Bombardierung wurde mein Vater verletzt und hatte dabei einen Beinbruch erlitten. Er wurde dort von einem deutschen Arzt operiert. Die Operation war sehr erfolgreich und mein Vater wurde von demselben Arzt wieder auf die Beine gestellt. Nach dem Krieg sind wir dann zurück nach Rivne gekommen.

Im Verlauf der Jahre habe ich aus Deutschland mehrmals Unterstützung bekommen, für die ich dankbar bin. Meine Seele kennt keinen Hass und keine Erbitterung. Und wir hoffen, dass sich die Schrecken des Zweiten Weltkrieges nie wiederholen.

Sie werden ja wissen, dass wir Probleme im ukrainischen Osten haben. Wir hoffen auf Ihr Mitgefühl und internationale Unterstützung.

Wir wünschen Ihnen beste Gesundheit und Erfolg bei Ihren Aktivitäten.

Wir sind Ihnen sehr dankbar für Ihre Unterstützung.

23.08. 2020

Stadt Rivne

Unterschrift

Übersetzung aus dem Ukrainischen: Iryna Berndt