Ewgenij Georgewitsch B. – Freitagsbrief Nr. 147

Tschernigiw, Ukraine

Sehr geehrte

ich schreibe diesen Brief aus Dankbarkeit für die Hilfe, die Sie und Ihre Organisation mir haben zuteil werden lassen.

Im Februar-März wandte ich mich mit der Bitte um Hilfe an die Stiftungen „W.i T.“ (Kiew) und „Erinnerung, …“ (Berlin). Es ging um die Finanzierung einer Stent-Operation am Herzen. Aber diese Stiftungen lehnten meine Bitte ab wegen der hohen Kosten von 3.876 €für 4 Stents. Unerwartet kam doch Geld, und am 26. Juni 2019 führten Ärzte aus Tschernigiw diese Operation bei mir durch.

Später erfuhr ich, dass das Geld von Ihrem Verein gekommen war.  Für mich bleibt es ein Rätsel, wie Sie von mir und meinem Unglück erfahren haben. Bitte  lüften Sie dieses Geheimnis.

Ein wenig über mich. Ich heiße Ewgenij Georgewitsch B., bin 1936 geboren und befand mich von April 1942 bis Mai 1945, im Alter von fünfeinhalb bis achteinhalb Jahren, mit meiner Mutter in Deutschland: zuerst in einem Konzentrationslager (wo genau, weiß ich nicht), und im Herbst (?) 1942 verlegte man uns in das Dorf Kleinhindenburg (nahe der Stadt Hindenburg, 39596, Osterburg, Altmark), wo wir bis zum Kriegsende im Dienst von  Josef Minkenberg standen.

Zum „Kennenlernen“ schicke ich Ihnen ein kleines Foto und die Kopie von Fotos aus der Kriegszeit.

Ich bin Ingenieur, ehemaliger Direktor der Fabrik für Sportbekleidung in Tschernigiw. Jetzt bin ich pensioniert.

Ich danke Ihnen noch einmal! Ich habe keine andere Möglichkeit, meine Dankbarkeit Ihnen und der deutschen Seite gegenüber auszudrücken.

Noch eine unbescheidene Bitte:

In der Kiewer Stiftung hat man mit erklärt, dass Ihr Verein auch ehemaligen Kriegsgefangenen Hilfe leistet.

Mein Vater, Georgij Walerjanowich B., geboren 1906, Offizier, Hauptmann der Artillerie, ist seit August 1941 vermisst und wahrscheinlich (90 %) bei der Verteidigung von Kiew umgekommen. Vielleicht wurde er aber gefangengenommen und in Ihren Archiven gibt es darüber Informationen? Bitte geben Sie mir einen Rat, wie ich eine solche Anfrage an das deutsche Archiv machen kann, wo es sich befindet, welche Dokumente nötig sind. Danke.

Mit Hochachtung und Dankbarkeit,  (Unterschrift)   16. 11. 2019

Übersetzung Karin Ruppelt