Bürgerengagement für vergessene NS-Opfer

Seit dem 27. Januar 2004 rufen wir auf zum Bürger-Engagement für NS-Opfer, denen die Bundesstiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ keine oder nur sehr geringe Zuwendungen übermitteln konnte. Dies sind:

Sowjetische Kriegsgefangene

Mit über drei Millionen Toten zählen sowjetische Kriegsgefangene zur zweitgrößten Opfergruppe des Nationalsozialismus. Sie waren von Leistungen durch die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ durch das Stiftungsgesetz explizit ausgeschlossen, erst 2015 beschloss der Bundestag eine humanitäre finanzielle Anerkennungsleistung des erlittenen Unrechts in Höhe von 2500 € an Überlebende zu zahlen. Sie erreichte nur noch rund 1000 Menschen.

KONTAKTE-KOHTAKTbI rief deshalb 2003 zum Bürger-Engagement auf und begann Spenden zu sammeln. 300 Euro haben 7403 ehemalige Krigesgefangene erhalten. Das Geld war vor allem eine symbolische Geste. Aber dazu versendeten wir einen Begleitbrief mit der Bitte um Verzeihung und um ihre Erinnerungen für die weitere Geschichtsschreibung. Seit dem Jahr 2004 schrieben wir 7500 solcher Briefe an ehemalige sowjetische Kriegsgefangene. Den Erstbriefen folgte oft eine Korrespondenz bis zu ihrem Tode, die regelmäßig veröffentlicht und für Forschung und Bildung genutzt wurde.

Arakel Grigorjan
Arakel Grigorjan, Armenien

Seit 2015 konzentrieren wir uns auf Nothilfen für diese heute hochbetagte NS-Opfergruppe in Form von Rollstühlen, Hörgeräten, medizinischer Betreuung in Notstandsgebieten wie etwa im Donezk-Gebiet oder im Kaukasus, die Bezahlung von Dauermedikation und auch Heizmaterial für den Winter.

Überlebende der verbrannten Dörfer in Belarus

Seit 2012 übermitteln wir durch unsere Partner*innen in Minsk, die Stiftung Verständigung und die Belarussische Friedensstiftung, Spenden als Geste der Anerkennung des erlittenen Unrechts an Überlebende der von den deutschen Besatzern verbrannten Dörfer in Belarus. Während der deutschen Besatzungszeit 1941–1944 zerstörte die Wehrmacht in Belarus 9200 Ortschaften. 5295 Dörfer wurden niedergebrannt unter dem Vorwand der Partisanenbekämpfung.

Die Überlebenden erhalten von uns einmalig 300 Euro und einen Brief.

Bisher konnten wir an 3752 Menschen in den Gebieten Witebsk und Mogiljow Spendengelder übermitteln (Stand Oktober 2024). Es warten jedoch noch viele weitere hunderte Menschen in den Gebieten Gomel und Minsk, die noch nichts erhalten konnten.

Anna Nowikowa, Belarus
Anna Nowikowa, Belarus

Ehemalige minderjährige Häftlinge und Zwangsarbeiter*innen in der Ukraine

Nicht nur Erwachsene waren während des Zweiten Weltkrieges von Ausbeutung durch das nationalsozialistische Zwangsarbeitssystem betroffen. Bis zu 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche wurden allein oder zusammen mit den Eltern aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt und wuchsen in Lagern auf. Kinder ab sieben Jahren konnten zur Zwangsarbeit rekrutiert werden. Von den Kindern, die in Zwangsarbeiterlagern geboren wurden, überlebten nur wenige. Andere minderjährige Häftlinge gerieten infolge der mörderischen Widerstandsbekämpfung in deutsche Lager.

Die vom Verein übermittelten Spenden werden hauptsächlich für Medikamente und medizinische Behandlungen verwendet.

Spenden für vergessene NS-Opfer

Spendenkonto: Berliner Volksbank
IBAN: DE 48 1009 0000 3065 5990 06

BIC: BEVODEBB
Kennwort: „Bürger-Engagement“

Die Spenden werden für alle Projekte des Bürgerengagements verwendet. Dies ermöglicht uns die Spenden da einzusetzen, wo der Bedarf gerade am größten ist. Wenn Sie für ein bestimmtes Projekt des Bürgerengagements spenden möchten, nutzen Sie folgende Kennwörter: „Kriegsgefangene“, „Verbrannte Dörfer“, „Armenienhilfe“, “Minderjährige Häftlinge in der Ukraine”.


Beiträge zum Thema “Bürgerengagement für vergessene NS-Opfer”

Zusammenarbeit mit dem georgisch-ukrainischen Verein “Drushba”
Am 16. Juli 2008 begann unsere Zusammenarbeit mit dem georgisch-ukrainischen Verein "Drushba" in Kutaisi/Georgien. Seit dreizehn Jahren suchen Nugzar Andguladze und Larisa Pokolenko ehemalige sowjetische Kriegsgefangene in Georgien, besuchen sie, verteilen unsere Unterstützung und helfen zum Beispiel beim Hacken vom …
Solidaritätsleistungen an ehemalige sowjetische Kriegsgefangene in der Ukraine
Aleksandr Pavlovich Khomenko (96 Jahre) und seine Ehefrau aus der Ukraine, Gebiet Kyiv sind glücklich, dass sie nach langer Zeit wieder fließendes Wasser in der Küche haben. Wir konnten ihnen mit Unterstützung der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" einen neuen …
Solidarität mit NS-Opfern in Armenien und Georgien Mai 2020
In Armenien und Georgien waren zur Eindämmung von Covid-19 schon sehr früh Kontaktsperren verhängt worden. Inzwischen sind diese etwas gelockert, sodass wir in beide Länder an unsere Partnerorganisationen Spendengelder überweisen konnten, die an ehemalige sowjetische Kriegsgefangene verteilt wurden. Der armenische …
Solidarität mit NS-Opfern in Armenien, Belarus, Georgien und der Ukraine Februar-März 2020
Auch in Zeiten der Corona-Krise ermöglichen es uns unsere Spenderinnen und Spender, NS-Opfer in Ländern der ehemaligen Sowjetunion zu unterstützen. Die Hilfe für Medikamente und medizinisches Material sind noch wichtiger als sonst, obwohl wir noch keine Informationen über die Auswirkungen …
Solidaritätsleistungen an ehemalige sowjetische Kriegsgefangene in Georgien und Armenien – Herbst 2019
Im November überwiesen wir an unsere Partner in Georgien und Armenien 12.000 und 15.000 €. Der Winter im Kaukasus hat schon begonnen, es wurde Zeit für unsere Hilfe. Aram Saghjan mit seiner Frau Hranusch Aram Saghjan, geboren 1923 im Dorf …
Solidarität mit den Überlebenden der verbrannten Dörfer in Belarus – Herbst 2019
Im Oktober und November 2019 konnten wir in zwei Tranchen Geld an insgesamt 150 Überlebende der verbrannten Dörfer in Belarus übermitteln. Nowikowa Anna Jemelyanowna Nowikow Anton Kusmitsch Koslowskaja Yadviga Antonowna Die Fotos stammen aus dem Kreis Werchnedwinsk. Die Gruppe der …