Alimpiada Dmitrijewna T. – Freitagsbrief Nr. 111

Dieser Brief ist einer von vielen, die wir erhielten, nachdem unsere Initiative durch Regionalzeitungen in Belarus bekannt wurde. Wir haben mit unseren Partnern zusammen lange überlegt, wie wir auf diese Anfragen reagieren können, und mussten feststellen, dass wir aus verschiedenen Gründen nur Personen begünstigen können, deren verbrannte Dörfer in Gebieten lagen, in denen unsere Partner Verträge mit den örtlichen Behörden haben. Bis jetzt sind das die Gebiete Witebsk und Mogiljow.

Alimpiada Dmitrijewna T.
Belarus, Gebiet Brest
14.03.2017

Sehr geehrter Eberhard Radczuweit!
Sehr geehrter Gottfried Eberle!

Diesen Brief schreibt Ihnen T. Natalja Fjodorowna, es geht um meine Schwiegermutter T. Alimpiada Dmitrijewna, geboren am 06.01.1929. Sie war 12 Jahre alt, als der Krieg begann. Sie lebte mit ihrer Familie im Dorf Potitschewo, Rajon Smolewitschi, Gebiet Minsk. Vater – K. Dmitrij Romanowitsch, Mutter – K. Marija Maksimowna und die Kinder – Alimpiada, Anatolij, Arkadij, Oleg, Taissa, Walera (geb. 1941). Heute ist sie als einzige von ihnen noch am Leben. Als der Krieg ausbrach, fielen die Deutschen in ihr Dorf ein. Der Vater war Tierarzt und Feldscher, und sie gingen mit der ganzen Familie in den Wald, den Partisanen helfen, nach Hause kamen sie nur, um nach dem Rechten zu schauen und Honig zu holen. Irgendwer von den Dörflern verriet seine Dorfnachbarn, die zu den Partisanen gegangen waren, an die Deutschen. Die Deutschen kamen ins Dorf und warteten in ihrem Haus auf sie. An diesem Tag kam Alimpiada zusammen mit ihrer Mutter aus dem Wald nach Hause, im Haus wohnte noch ihr Großcousin mütterlicherseits. Ein Dorfbewohner kam angerannt und warnte die beiden, dass in ihrem Haus die Deutschen warteten, das Haus grenzte direkt an den Wald. Sie packten schnell und flohen wieder in den Wald, der Großcousin blieb da, sagte, sie würden ihm schon nichts tun. Aber die Deutschen verbrannten das Haus samt ihm darin.

So lebten sie bis zum Mai 1945 im Wald bei den Partisanen. Nach dem Krieg zogen sie um in das Gebiet Brest, dort bot man ihnen Arbeit an, gab ihnen ein Haus und ein Pferd. In der Partisaneneinheit hatten sie beim Waschen und Kochen geholfen, die Verletzten versorgt.

Heute lebt meine Schwiegermutter im  Gebiet Brest. Sie wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sie nicht vergessen und ihr vielleicht, wenn es möglich ist, eine kleine Hilfe zukommen lassen würden. Bis heute hat sie nie etwas bekommen.

Hochachtungsvoll

[Unterschrift]

Aus dem Russischen von Jennie Seitz