Помощь бывшим советским военнопленным

"Der entscheidende Anstoß zur Kampagne war der explizite Ausschluss von Kriegsgefangenen aus dem Fonds für Zwangsarbeiter, der 2000 per Gesetz beschlossen worden war. Dies geschah, obwohl speziell die sowjetischen Kriegsgefangenen Zwangsarbeit unter unmenschlichen und völkerrechtswidrigen Bedingungen hatten leisten müssen. Viele überlebten die Strapazen nicht. Gegen dieses Versagen der Politik stemmten wir uns als kleiner Verein. Wir wollten den wenigen noch lebenden ehemaligen Kriegsgefangenen in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion wenigstens mitteilen, dass nicht alle Deutschen sie vergessen haben." Vereinsmitglied Hilde Schramm am 09. Mai 2025

Von 2003 bis zum April 2025 warb KONTAKTE-KOHTAKTbI e.V. im Rahmen des Projekts „Bürger-Engagement für vergessene NS-Opfer in Osteuropa“ fast 7 Millionen Euro Spenden ein und zahlte bis zur Beendigung der Unterstützung von ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenen im Mai 2025 an 7.404 ehemalige sowjetische Kriegsgefangene knapp 4,5 Millionen Euro aus. Sie lebten in Armenien (550), Belarus (775), Estland (46), Georgien (651), Kasachstan (2), Moldowa (9), Russland (3 .129) und der Ukraine (2.250). Die Unterstützung endete 2025 mit dem Tod des letzten uns bekannten ehemaligen sowjetischen Kriegesgefangenen in Armenien.

Zum Bürgerengagement für vergessene NS-Opfer gehörte nicht nur die finanzielle Unterstützung, sondern auch der Briefaustausch mit tausenden Kriegsveteranen und deren Familienangehörigen. Alle Spendenempfänger erhielten ein persönlich adressiertes Scheiben, in dem unter anderem um die Schilderung ihrer Biografie gebeten wurde, insbesondere zu: Herkunft und Vorkriegszeit, Kampfeinsatz und Gefangennahme, Aufenthalt in den deutschen Lagern und Zwangsarbeit, Befreiung, ggf. Verfolgung unter Stalin und Reintegration in die sowjetische Nachkriegsgesellschaft. Einige der Empfänger brachten in einer Kurznotiz ihre Dankbarkeit zum Ausdruck. Andere sandten an den Verein mehr oder weniger umfassende Zeitzeugnisse, woraus häufig ein mehrjähriger Briefkontakt entstand. Mitte 2024 umfasste die Sammlung etwa 8.500 Zuschriften datiert aus den Jahren 2004-2013. Einige dieser Briefe wurden als "Freitagsbriefe" ins Deutsche übersetzt und veröffentlicht.

Am 8. Mai 2008 wurden durch KONTAKTE-KOHTAKTbI e.V. erstmals am Sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Tiergarten jene sowjetischen Soldaten geehrt, die als Gefangene der Deutschen Wehrmacht starben. Das Engagement des Vereins setzte sich auch auf politischer Ebene fort und wurde begleitet von Reisen und persönlichen Begegnungen mit ehemaligen sowjetischen Kriegesgefangenen.

   

Das Verbrechen an den sowjetischen Kriegesgefangenen - historischer Hintergrund

Der lange im Voraus geplante Krieg gegen die Sowjetunion stand im Zentrum deutscher Eroberungspolitik zur Schaffung „neuen Lebensraums“. Deren Bewohner klassifizierten die Nazis als „minderwertiges Menschenmaterial“, ihr Lebensrecht wurde beschnitten auf die Verwertbarkeit ihrer Arbeitskraft für die deutschen Eroberer. Die Mehrheit sollte verhungern oder über den Ural vertrieben werden. Die Sowjetsoldaten galten als Hauptfeinde, die man „erbarmungslos“ vernichten wollte. In Auschwitz wurden die ersten Vergasungen mit Zyklon B an 600 sowjetischen Kriegsgefangenen durchgeführt. In den ersten 10 Monaten des Vernichtungskrieges starben zwei Drittel der drei Millionen Gefangenen. Generalquartiermeister Eduard Wagner im November 1941: „Nichtarbeitende Kriegsgefangene in den Gefangenenlagern haben zu verhungern.“ Wie lesen beispielsweise in den Freitagsbriefen, dass sich die Menschen in den Lagern um die Beschäftigung als Totengräber bewarben, weil es dafür 600 Gramm Brot gab. Die Rüstungsindustrie rief nach Arbeitskräften. Weil die zivilen Zwangsarbeiter aus allen besetzten Ländern Europas nicht ausreichten, wurden auch sowjetische Kriegsgefangene unter verschärften Bedingungen eingesetzt, in der Industrie, im Bergbau, im Steinbruch. Auch der völkerrechtswidrige Einsatz im Kriegsgeschehen, z.B. beim Minenräumen und beim Bau von Schützengräben, war üblich. Die von KONTAKTE-KOHTAKTbI Begünstigten hatten zumeist überlebt, weil sie nach dem „Aufpäppelungsprogramm“, wie es zynisch hieß, der Arbeit in der Landwirtschaft zugeführt worden waren. Dort kamen sie wieder zu Kräften und konnten für die weitere Zwangsarbeit – etwa bei Krupp in der Eisengießerei – verwertet werden. Denn bei der unerwartet langen Kriegsdauer musste pfleglicher mit der „kostbaren Kriegsbeute Arbeitskraft“ verfahren werden, als es die Rasseideologen um Alfred Rosenberg vorsahen.

Die Sterberate bei sowjetischen Kriegsgefangenen blieb im Verhältnis zu anderen Gefangenen der Wehrmacht trotzdem enorm hoch. Starben von westalliierten Militärangehörigen in deutscher Gefangenschaft 3,5 %, so starben von 5,7 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen mehr als die Hälfte in deutscher Gefangenschaft. Neben den europäischen Juden erlitten die sowjetischen Kriegsgefangenen während des Zweiten Weltkrieges das schlimmste Schicksal.