Insgesamt 20 Studierende und Absolvent:innen aus Deutschland und der Republik Moldau arbeiten zwei Semester lang online und offline zusammen und treten in Austausch miteinander und mit zivilgesellschaftlichen Akteur:innen beider Länder. Sie erarbeiten in binationalen Teams Beiträge in Form von Film, Fotoreportage, Texten etc. zu einzelnen Aspekten der Erinnerungskultur an „vergessene“ NS-Opfer.
Hintergrund des Projekts
Der Zweite Weltkrieg mit seinen geschätzten 55 Millionen Toten bleibt eines der schmerzlichsten und konfliktreichsten Kapitel in der Erinnerung europäischer Gesellschaften. Seit Mai 1945 hat sich die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus sehr unterschiedlich entwickelt und wird bis heute von tagespolitischen Entwicklungen geprägt, sodass einige NS-Opfergruppen auch fast 80 Jahre nach dem Kriegsende im kollektiven Bewusstsein wenig verankert sind.
In Deutschland sprechen vor allem zivilgesellschaftliche Akteur:innen, die sich mit der Aufar-beitung von und Erinnerung an nationalsozialistische Verbrechen beschäftigen, davon, dass es bis heute Lücken in Erinnerungskultur gibt. Im Berliner Verein KONTAKTE-KONTAKTbI e. V. wurde Ende der 1990er Jahre der Begriff der „vergessenen“ NS-Opfer geprägt. In Deutschland zählen dazu die sowjetischen Kriegsgefangenen oder Gruppen, wie die verschwundenen Bessarabiendeutschen. Aber auch die Verbrechen an den Sinti:zze und Rom:nja sind bislang wenig im Bewusstsein der Mehrheitsgesellschaft präsent.
Auch in der Republik Moldau sind Rom:nja und die verschwundenen Bessarabiendeutschen, ebenso wie Jüdinnen und Juden, im aktuellen Erinnerungsdiskurs kaum vertreten. Hier spricht man vor allem vom „vergessenen“ Holocaust in der moldauischen Region Transnistrien.
Ziele des Projekts
Mit diesem Projekt möchten wir Verbindungen zu zivilgesellschaftlichen Akteur:innen in der Republik Moldau knüpfen und bestehende Kontakte ausbauen. Die Begegnung und der Austausch angehender Multiplikator:innen aus der Republik Moldau und Deutschland sollen zum gegenseitigen Verständnis und zur Annäherung beider Länder beitragen.
Ziel ist es, über den Austausch zu Unterschieden und Gemeinsamkeiten in den rinnerungs-kulturen der beiden Länder und über ihre Akteur:innen Verständnis für andere Perspektiven, Grundwerte wie Menschenrechte und Minderheitenschutz sowie demokratische Beteiligungs-prozesse zu fördern.
Zudem sollen Synergien geschaffen werden, die dazu beitragen, die Thematik der „vergessenen“ NS-Opfergruppen in der Öffentlichkeit präsenter zu machen und die zivilgesellschaftlichen Initiativen beider Länder zu unterstützen.
Projektverlauf
Vom Juli 2024 bis April 2025 arbeiten Studierende und Absolvent:innen aus Deutschland und der Republik Moldau in Berlin/Brandenburg und in Chişinău/Bălți zwei Semester lang online und offline zusammen. Für alle Teilnehmenden findet eine Begegnung in Deutschland und eine Begegnung in der Republik Moldau in Präsenz statt – außerhalb der Begegnungen finden begleitende Online-Seminare statt.
Die Teilnehmenden analysieren die Erinnerungspolitik und -kultur in Bezug auf „vergessene“ NS-Opfergruppen und den aktuellen Umgang mit dem Thema in Deutschland und in der Republik Moldau und treten mit Akteur:innen der Zivilgesellschaft vor Ort in Verbindung. Die Teilnehmenden veröffentlichen im Laufe des Projekts in ihren Social Media verschiedene Posts zum Thema (z.B. von den Besuchen der Gedenkorte usw.). In bilateralen Teams erarbeiten die Projektteilnehmenden Beiträge in Form von Film, Fotoreportage, Podcast, Texten etc. zu einzelnen Aspekten der Fragestellung. Dabei werden Fragen nach politischer und gesellschaftlicher Teilhabe erörtert, Geschichtspolitik und Erinnerungskultur kritisch reflektiert und zu aktiver Mitgestaltung unserer Demokratien angeregt.
Roadmap:
05-06/2024 Ausschreibung und Auswahl der Projektteilnehmenden
07/2024 Vorbereitungstreffen mit Projektteilnehmenden national, Organisation der Reise und Online-Seminar
08/2024 Erste Begegnungswoche in Deutschland (23.08.2024 – 29.08.2024)
09 – 02/2025 Online-Seminare und Arbeitstreffen
03/2025 Zweite Begegnungswoche in der Republik Moldau (20.03.2025 – 27.03.2025)
03/2025 Öffentliche Abschlussveranstaltung in der Republik Moldau
04/2025 Veröffentlichung der Ergebnisse online, Evaluation des Projektes
Projektveranstalter
Der Verein KONTAKTE-KONTAKTbI e. V. fördert interkulturelle Toleranz, Aufklärung über Geschichte und Solidaritätsleistungen für Opfer der NS-Zeit in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion.
Seit 2004 sammelt der Verein Spenden für NS-Opfer in den Ländern der ehemaligen UdSSR, sie ermöglichen uns, zahlreiche Überlebende der deutschen Kriegs-verbrechen, die während des Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion begangen wurden, zu unterstützen. KONTAKTE-KONTAKTbI e. V. steht in brieflichen Austausch mit den Überleben-den und pflegt enge Kontakte zu den Opferverbänden und Stiftungen in den Zielländern. Seit-her fanden zahlreiche Projekte im Zielgebiet statt.
Projektpartner
EGEA-Moldova – Association of Geography and Ethnology of Moldova (Asociația de Geografie și Etnologie din Republica Moldova) unter der Leitung von Dr. Dorin Lozovanu.
Kosten
Die Kosten für das Gesamtprogramm (Exkursionen, Wokshops, Museen, Gedenkstätten etc.), Übernachtung in Einzelzimmern, Verpflegung und anteilig die Flugkosten werden vom Projektveranstalter übernommen.
Projektleitung
Svetlana Nejelscaia
KONTAKTE-KOHTAKTbI e.V.
+49 152 06 70 78 44 (auch Telegram)
+ 49 (0)30 78 70 52 88
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Gefördert aus Mitteln des Auswärtigen Amts im Rahmen des Förderprogramms „Östliche Partnerschaft und Russland“