Jelena Fjodorowna S. – Freitagsbrief Nr. 80

Die Briefschreiberin beschreibt den Verlust von Häusern durch den Beschuss durch die Wehrmacht. Ihr Heimatdorf, Moschtschaniza, gehört trotzdem auch zu den offiziell anerkannten  verbrannten Dörfern d.h., dass nachweislich mindestens 25% der Häuser in Folge deutscher Razzien abbrannten.

80. Neuer Freitagsbrief
Jelena Fjodorowna S.
Belarus, Gebiet Mogiljow
Februar 2019

Im Großen Vaterländischen Krieg mussten wir viel Schweres, Verluste und Mühsal ertragen. Unser Vater, Fjodor Sacharowitsch, zog 1941 in den Krieg und kämpfte bis 1945, bis zum Tag des Sieges. Wir waren vier Kinder, eins, eine Schwester, starb während des Krieges durch Hunger und Krankheit.

Seit den ersten Kriegstagen erlebten wir ganz Schreckliches. Bombardierung der friedlichen Bewohner, Beschuss. Infolge des Bombardements durch die deutschen Truppen brannten unsere Häuser. Im Wald am Rande der Dörfer gruben wir Erdhöhlen zum Schutz für etwa 20 Menschen und versteckten uns in ihnen während der Bombardierungen. Wenn ein Haus abbrannte, lebten wir in einer übriggebliebenen Scheune oder Banja. Nachbarn kamen dazu. Tiere, wenn es welche gab (Kühe, Schweine, Hühner), nahmen uns die deutschen Soldaten weg. Wenn es Kartoffeln gab, vermischten wir sie mit verbrannten Holzresten und machten so etwas wie Brot. Und als zum Frühling hin alles zu Ende ging, sammelten wir auf den Feldern die vom Winter übriggebliebenen erfrorenen Kartoffeln , vermischten sie mit Kräutern, und Mama buk uns daraus Pfannkuchen. Die konnte man unmöglich essen, so knirschte der Sand zwischen den Zähnen. Wir hielten sie im Mund wie Eis, bis es taut, und schluckten sie hinunter. Wir machten sie aus verschiedenen Pflanzen.

Im Sommer gab es im Wald Beeren und Pilze, die wir sammelten. Wenn jemand Getreidekörner hatte, säten wir sie auf einem Stückchen Erde aus und teilten die Ernte, und wenigstens ein kleines bisschen Brot zu haben. Wir beteten zu Gott, dass die kleinen Felder nicht während der Bombardements abbrannten. Und wir sammelten auch noch Schalen und Essensreste, die die deutschen Soldaten wegwarfen.

Wenn es Razzien gab und die Deutschen Partisanen suchten, versteckten wir uns in den Wäldern, tranken Wasser aus den Sümpfen und aus feuchten Stellen im Wald. Die Partisanen und die Sowjetarmee brachten Mehl auf Fuhrwagen und verteilten sie heimlich an die Bevölkerung. Und wir, Erwachsene wie Kinder,  halfen so gut wir konnten unserer tugendhaften Armee, den Tag des Sieges näherzubringen. Wir gaben den Partisanenabteilungen Hinweise auf die Standorte der Militärtechnik des Feindes und deren Menge. So erlebten wir mit der Hilfe Gottes und unserer Armee den Tag des Sieges im Jahr 1945. Wir möchten, dass sich den Menschen diese fürchterliche Lektion eingeprägt hat und sie nie wieder etwas Ähnliches tun.

Danke für Ihr Verständnis für die Überlebenden des Krieges.

Hochachtungsvoll. E.F. S.

Übersetzung aus dem Russischen von Karin Ruppelt